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stark wurde, liess sie uns des Nachts alle vor ihr Bette rufen, um wenigstens durch
unsre Gegenwart zerstreut, wo nicht gebessert zu werden. Schwerer, ja kaum zu tragen
war der Druck, als mein Vater auch elend zu werden anfing. Von Jugend auf hatte er
oefters heftige Kopfschmerzen, die aber aufs laengste nur sechsunddreissig Stunden
anhielten. Nun aber wurden sie bleibend, und wenn sie auf einen hohen Grad stiegen,
so zerriss der Jammer mir das Herz. Bei diesen Stuermen fuehlte ich meine
koerperliche Schwaeche am meisten, weil sie mich hinderte, meine heiligsten, liebsten
Pflichten zu erfuellen, oder mir doch ihre Ausuebung aeusserst beschwerlich machte.
Nun konnte ich mich pruefen, ob auf dem Wege, den ich eingeschlagen, Wahrheit oder
Phantasie sei, ob ich vielleicht nur nach andern gedacht oder ob der Gegenstand
meines Glaubens eine Realitaet habe, und zu meiner groessten Unterstuetzung fand
ich immer das letztere. Die gerade Richtung meines Herzens zu Gott, den Umgang mit
den "beloved ones" hatte ich gesucht und gefunden, und das war, was mir alles
erleichterte. Wie der Wanderer in den Schatten, so eilte meine Seele nach diesem
Schutzort, wenn mich alles von aussen drueckte, und kam niemals leer zurueck.
In der neuern Zeit haben einige Verfechter der Religion, die mehr Eifer als Gefuehl fuer
dieselbe zu haben scheinen, ihre Mitglaeubigen aufgefordert, Beispiele von wirklichen
Gebetserhoerungen bekanntzumachen, wahrscheinlich weil sie sich Brief und Siegel
wuenschten, um ihren Gegnern recht diplomatisch und juristisch zu Leibe zu gehen.
Wie unbekannt muss ihnen das wahre Gefuehl sein, und wie wenig echte Erfahrungen
moegen sie selbst gemacht haben!
Ich darf sagen, ich kam nie leer zurueck, wenn ich unter Druck und Not Gott gesucht
hatte. Es ist unendlich viel gesagt, und doch kann und darf ich nicht mehr sagen. So
wichtig jede Erfahrung in dem kritischen Augenblicke fuer mich war, so matt, so
unbedeutend, unwahrscheinlich wuerde die Erzaehlung werden, wenn ich einzelne
Faelle anfuehren wollte. Wie gluecklich war ich, dass tausend kleine Vorgaenge
zusammen, so gewiss als das Atemholen Zeichen meines Lebens ist, mir bewiesen,
dass ich nicht ohne Gott auf der Welt sei. Er war mir nahe, ich war vor ihm. Das ist's,
was ich mit geflissentlicher Vermeidung aller theologischen Systemsprache mit
groesster Wahrheit sagen kann.
Wie sehr wuenschte ich, dass ich mich auch damals ganz ohne System befunden
haette; aber wer kommt frueh zu dem Gluecke, sich seines eignen Selbsts, ohne
fremde Formen, in reinem Zusammenhang bewusst zu sein? Mir war es Ernst mit
meiner Seligkeit. Bescheiden vertraute ich fremdem Ansehn; ich ergab mich voellig dem
Hallischen Bekehrungssystem, und mein ganzes Wesen wollte auf keine Wege
hineinpassen.
Nach diesem Lehrplan muss die Veraenderung des Herzens mit einem tiefen
Schrecken ueber die Suende anfangen; das Herz muss in dieser Not bald mehr, bald
weniger die verschuldete Strafe erkennen und den Vorschmack der Hoelle kosten, der
die Lust der Suende verbittert. Endlich muss man eine sehr merkliche Versicherung der
Gnade fuehlen, die aber im Fortgange sich oft versteckt und mit Ernst wieder gesucht
werden muss.
Das alles traf bei mir weder nahe noch ferne zu. Wenn ich Gott aufrichtig suchte, so
liess er sich finden und hielt mir von vergangenen Dingen nichts vor. Ich sah hintennach
wohl ein, wo ich unwuerdig gewesen, und wusste auch, wo ich es noch war; aber die
Erkenntnis meiner Gebrechen war ohne alle Angst. Nicht einen Augenblick ist mir eine
Furcht vor der Hoelle angekommen, ja die Idee eines boesen Geistes und eines Straf-
und Quaelortes nach dem Tode konnte keinesweges in dem Kreise meiner Ideen Platz
finden. Ich fand die Menschen, die ohne Gott lebten, deren Herz dem Vertrauen und der
Liebe gegen den Unsichtbaren zugeschlossen war, schon so ungluecklich, dass eine
Hoelle und aeussere Strafen mir eher fuer sie eine Linderung zu versprechen als eine
Schaerfung der Strafe zu drohen schienen. Ich durfte nur Menschen auf dieser Welt
ansehen, die gehaessigen Gefuehlen in ihrem Busen Raum geben, die sich gegen das
Gute von irgendeiner Art verstecken und sich und andern das Schlechte aufdringen
wollen, die lieber bei Tage die Augen zuschliessen, um nur behaupten zu koennen, die
Sonne gebe keinen Schein von sich--wie ueber allen Ausdruck schienen mir diese
Menschen elend! Wer haette eine Hoelle schaffen koennen, um ihren Zustand zu
verschlimmern!
Diese Gemuetsbeschaffenheit blieb mir, einen Tag wie den andern, zehn Jahre lang.
Sie erhielt sich durch viele Proben, auch am schmerzhaften Sterbebette meiner
geliebten Mutter. Ich war offen genug, um bei dieser Gelegenheit meine heitere
Gemuetsverfassung frommen, aber ganz schulgerechten Leuten nicht zu verbergen,
und ich musste darueber manchen freundschaftlichen Verweis erdulden. Man meinte
mir eben zur rechten Zeit vorzustellen, welchen Ernst man anzuwenden haette, um in
gesunden Tagen einen guten Grund zu legen.
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